Mehr als 150 VertreterInnen von Gewerkschaften, Bauern- und Bäuerinnenbewegungen, Gruppen für globale Gerechtigkeit, Umweltgruppen, MigrantInnengruppen, religiösen Gruppen, Frauengruppen, Habenichts-Bewegungen, StudentInnen- und Jugendgruppen, Anti-Armutsgruppen aus ganz Europa haben sich am 10. und 11. Januar 2009 in Paris versammelt, um in kollektiver Weise die gegenwärtigen Krisen zu analysieren, gemeinsame Strategien zu entwickeln und gemeinsame Forderungen und Alternativen als Antwort auf diese Krisen zu diskutieren. Während die Finanz- und Wirtschaftskrise sich verstärkt, verlieren Millionen Frauen und Männer ihre Jobs, ihre Wohnungen und ihre Existenz. Tausende Millionen sollen sich zu jenen 1,4 Milliarden Menschen gesellen, die jetzt schon in extremer Armut leben. Die Krisen verschlechtern die soziale, ökologische, kulturelle und politische Situation der Mehrheit der Menschen auf unserem Planeten. Trotz des evidenten und vorhersehbaren Scheiterns des gegenwärtigen ökonomischen Modells besteht die Antwort der großen Politik im Versuch, gerade jenes System zu retten, das für die Krise verantwortlich ist. Die Regierungen sind schnell bei der Hand, wenn es darum geht, Bankiers, AktionärInnen von Konzernen und deren Hintermännern mit Milliarden öffentlicher Gelder aus der Patsche zu helfen. Zur Problemlösung setzen sie Bankiers und Konzernchefs ein - genau jene AkteurInnen, die die Krisen ausgelöst haben. Die ArbeiterInnen, die Arbeitslosen, die Armen, alle Betroffenen haben keine Hilfe in ihren Alltags- und Überlebenskämpfen erhalten, und um alldem noch eins draufzusetzen: sie sollen nun auch die Rechnung bezahlen. Die Regierungsvorschläge zur Lösung der sich entfaltenden ökonomischen Krise unterschlagen die anderen Dimensionen der Krise, der wir uns heute stellen müssen - globale Gerechtigkeit, Ernährung, Klima und Energie - und mit ihnen die Notwendigkeit, das ökonomische System in eines zu verändern, das es ermöglicht, die Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen, Menschenrechte einzusetzen und die ökologische Basis des Lebens auf unserem Planeten wiederherzustellen und zu bewahren. Es ist Zeit für einen Wandel! Wir können ein System aufbauen, das für die Menschen und die Umwelt arbeitet, ein System, das den Bedürfnissen der Vielen entspricht, ein System, das auf den Prinzipien öffentlicher Unterstützung, globaler Gleichheit, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und demokratischer Kontrolle beruht. Als ersten Schritt müssen sofortige Maßnahmen zur sozialen Verträglichkeit eingesetzt werden, die auch die ökologische Umwandlung der Ökonomie fördern. Wir rufen alle sozialen Bewegungen in Europa auf, sich in diesem Prozess des Wandels zu engagieren. Um damit zu beginnen, rufen wir die Bewegungen auf, - sich an der Mobilisierung für die zentrale Demonstration in London am 28. März vor dem G20-Meeting zu beteiligen oder sich in ihren eigenen Ländern am selben Tag auf die Straße zu begeben und ihre Stimmen hörbar zu machen. 20 Regierungen können nicht über die Zukunft des globalen Finanzsystems und der globalen Wirtschaft entscheiden. - in der Woche des G20-Meetings auf der ganzen Welt einen Aktionstag zu organisieren, vorzugsweise am 1. April (1. April der Finanz-Narren), um die Unverantwortlichlichkeit der Finanzmacht bloßzustellen und eine demokratische Kontrolle der Finanzen zu propagieren. Dieses Treffen ist ein weiterer Schritt im langfristigen Prozess des Aufbaus von Treffpunkten und Räumen der europäischen Netzwerke. In Anerkennung und mit Bezug auf vergangene und zukünftige Mobilisierungen von Bewegungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Europa und der ganzen Welt basiert es auf den laufenden Anstrengungen am Europäischen Sozialforum und anderenorts, mit dem Ziel, ein demokratisches und sozial wie ökologisch nachhaltiges Europa zu realisieren. Wir setzen uns dafür ein, die Kooperation und Kommunikation zwischen unseren Netzwerken zu verstärken, um eine anhaltende Mobilisierung und Entwicklung gemeinsamer Alternativen zu ermöglichen. Wir setzen uns dafür ein, alle Menschen darin zu unterstützen und zu ermutigen, ihre Stimmen zu erheben für die Umgestaltung ihrer Gesellschaften. Wir werden uns am 18. und 19. März 2009 in Frankfurt am Main wiedertreffen, um die nächsten Schritte zur Mobilisierung und Strategien für den Wandel zu entwickeln. Wir rufen alle sozialen Bewegungen und sozialen Organisationen auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen. |