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Europe as a Translational Space. The Politics of Heterolinguality

Research Project

Die Sprachen der Banlieues

Les Laboratoires d'Aubervilliers, Aubervilliers/Paris
12. – 17. September 2011

In den französischen Banlieues verdichten sich heute unterschiedlichste Erfahrungen der Migration, häufig vor dem Hintergrund geschichtlicher Kolonialverhältnisse, ihrer Hinterlassenschaften und Fortschreibungen. Allzu oft aber verfährt sich der Blick auf die Artikulationen dieser Erfahrungen – die Sprachen der Banlieues – in unterschiedlichen Phantasmen des Mangels sowie eines sich selbst undurchsichtig bleibenden Überschusses: Wo man einerseits die erhabene Sprache der Nation verkümmern sieht, wird andererseits auf eine gleichsam babylonische Sprachenvielfalt verwiesen, die aber eben auch Sprachengewirr sein könnte; und wo die einen, angesichts brennender Autos beispielsweise, nur stumme Gewalt erblicken, erklingt den anderen der Hahnenschrei künftiger Revolutionen, die bloß ihre wahren Losungen noch nicht gefunden haben. Was aber, wenn das Scheitern oder Ausbleiben von Übersetzung und Artikulation, das all diese Figuren in der einen oder anderen Weise unterstellen, zuallererst die soziale und politische Sprache jener beträfe, die die Banlieues in ihre eigenen Projektionen zu bannen versuchen (und damit erneut zu „Orten des Banns“ machen)?

Der Workshop „Die Sprachen der Banlieues“ versucht vor diesem Hintergrund einen Raum für Austausch und Reflexion zu öffnen, der von konkreten Sprach- und Zeichenpraxen ausgeht, und zwar im Alltag wie auch in kollektiven Text-, Musik- und Bildproduktionen. Der spezifische Erfindungsreichtum dieser Praxen und die an sie geknüpften Formen der Brechung, Hybridisierung und Übersetzung sollen dabei ebenso untersucht werden wie ihre Bedeutung als Gegenartikulationen zu vorherrschenden Darstellungen „der Banlieue“. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei nicht zuletzt Prozessen sozialer (Selbst-)Organisation sowie den Möglichkeiten politischer Repräsentation und politischen Handelns in einer Situation, in der nicht alle die gleichen Rechte haben.

Teilnehmer_innen: Amina Bensalah, Sonia Chikh (Les engraineurs), Françoise Dibotto Soppi, Anne Querrien, Abdoullah Ben Said (Musik À Venir), Boris Seguin, Carlos Semedo, Myriam Suchet.

In Zusammenarbeit mit: Les Laboratoires d'Aubervilliers

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Öffentliche Termine im Zusammenhang mit dem Workshop:

Illegal Cinema
Montag, 12. September 2011, 20h
Präsentation einer Auswahl von Filmen des Kollektivs Les engraineurs (Pantin).

The Political Stakes of Translation
Dienstag, 13. September 2011, 20h
Diskussion mit Boris Buden, Birgit Mennel und Stefan Nowotny

TOX - Konzert von und mit Musik À Venir
Samstag, 17. September 2011, 18h

Eine Tanz- und Musikbattle von 50 Jugendlichen aus dem Umfeld des Kollektivs MAV (Pantin)


The research was funded by the Austrian Science Fund (FWF): TRP34-G15