eipcp, was für ein hässlicher Name. Nicht nur, dass man sich beim Versuch, ihn auszusprechen, die Zunge bricht. Auch die Begriffe, die sich hinter dem Akronym verstecken, scheinen kaum etwas sagen zu wollen, weder vereinzelt noch in ihrer Zusammensetzung: European Institute for Progressive Cultural Policies. Das klingt eher banal als ambitiös. Was heißt etwa diese „progressive cultural policy“? Dass man die heute hegemoniale Kulturpolitik in einer progressiven Weise umgestalten will, und zwar auf europäischer Ebene? Eine ziemlich ehrgeizige Zielsetzung für ein Häufchen freischwebender KulturarbeiterInnen, die hoffen, dass das ganze Unternehmen ausgerechnet durch jene Kulturpolitik finanziert wird, welche sie radikal verändern wollen. Und ein „europäisches Institut“, wie soll man sich das vorstellen? Jedenfalls nicht als zwei Ecken eines gemieteten Zimmers, die derzeit auch als Zwischenstopplager für durch Europa reisende albanische Kunstwerke dienen!
Sagen wir es ganz offen: das Kind ist hässlich, macht keinen intelligenten Eindruck, scheint ein gestörtes Verhältnis zur Realität zu haben und verspricht keine erfolgreiche Zukunft ... aber es ist da, und es ist das unsrige, weshalb uns nichts anderes übrig bleibt, als ihm zur Seite zu stehen und auf die Beine zu helfen. Trotz allem verdient auch dieses Kind seine Chance.
Und genau darin liegt die wahre Herausforderung. Wer das, was heute schwach ist, stark machen will, muss zuerst sich selbst in Frage stellen und die eigene Denkungsart radikal verändern wollen; muss bereit sein, als hässlich und dämlich dazustehen und von der sich als Realität tarnenden Norm abzuweichen. Es gehört schon zur Logik der Normalität, dass das, was schwach ist, schwächer, und das, was stark ist, stärker wird. Wer sich dieser Logik widersetzen will, kann nicht normal bleiben.
Die Tätigkeit
Was tut das eipcp? Durch welche Tätigkeit legitimiert es seine Existenz?
Es ist nicht schwer, diese Frage rein deskriptiv zu beantworten. Zuerst geht es um eine Art Vernetzung (networking) europäischer Kultur- und Kunstinstitutionen mit dem Ziel der gemeinsamen Realisierung von Kunstprojekten und der Veranstaltung von begleitenden diskursiven Events; zweitens generiert das eipcp selbst Diskurse, bzw. beteiligt es sich an der Diskursproduktion der anderen, was auch Publikationstätigkeit einschließt. Dabei ist diese zweifache Tätigkeit keineswegs „ideologiefrei“ oder politisch neutral. Im Gegenteil, das eipcp versteht sie explizit im Sinne eines Engagements und zwar im Kontext eines transnationalen Kampfes gegen die neoliberale Hegemonie. Daher ist auch eine aktivistische Motivation, bzw. ein klarer Bezug auf den konkreten Aktivismus einer linken „antiglobalistischen“ Bewegung, notwendiger Bestandteil der genannten Tätigkeit. Traditionell gesprochen erfasst sie drei Aktivitätsbereiche: Kunst, Theorie und Politik, wobei sie beansprucht, mehr als bloß deren mechanische Summe zu sein. Doch was ist dieses „mehr“?
Zuerst wäre es eine irreführende Vereinfachung, sich diese neue Qualität im Sinne eines symbolischen Profits, einer Art symbolischen Zugewinns oder Zuwachses zu verstehen, der als Produkt oder Ergebnis der so genannten Interdisziplinarität der eipcp-Tätigkeit entsteht. Eine solche Annahme reduziert die genannte Tätigkeit notwendigerweise auf die Vorstellung der Akkumulation symbolischen Kapitals; als wäre sie nichts anderes als eine symbolische Investition… Doch das eipcp will offensichtlich mehr als das. Es gibt daher auch eine andere Möglichkeit der Interpretation: die interdisziplinäre Produktionsweise des eipcp nämlich als eine Art qualitative Summe der Mängel jedes einzelnen Teilbereichs zu verstehen.
Zum Beispiel: Eine Kunst, die etwa theoretische Reflexion oder jeden Bezug auf politische Praxis verabscheut, ist für das eipcp gerade als Kunst mangelhaft. Das ist auch als ein „rein ästhetisches“ – und nicht etwa politisches – Statement zu verstehen: Eine Kunst, die heute „nur noch pure Kunst“ bleiben/werden möchte, wäre auch keine Kunst. Es ist gerade der Mangel am Politischen und Diskursiven, der ihren ästhetischen Status außer Kraft setzt.
Mit anderen Worten ist die Tätigkeit des eipcp nie bloß in einem ihrer Teile eine künstlerische, sondern in allen ihren – politischen, reflexiven, allgemein kulturellen – Teilen eine Kunst ergänzende Tätigkeit. Sie liefert der Kunst gerade das, was ihr fehlt, um Kunst bleiben/werden zu können.
Ähnliches gilt für die theoretische Produktion, für den politischen Aktivismus, oder für das, was wir cultural policy nennen. Der Zweck der Tätigkeit des eipcp liegt darin, das beizustellen, was diesen Bereichen jeweils fehlt, bzw. seinen jeweils spezifischen Mangel, der erst im Verhältnis zum anderen Bereich eine Bedeutung bekommt, aufzuheben. Darin, und nicht etwa in einer Überlappung verschiedener Tätigkeitssphären, besteht der hybride Charakter dieser Tätigkeit.
Doch diese Hybridität sollte man nicht in räumlichen Metaphern fassen. Die Tätigkeit des eipcp stellt kein in-betweenness her, keine symbolischen Zwischenräume, keine so genannten dritten Räume, an denen etwas kulturell und politisch Neues entsteht und wo ihre spezifische Kreativität zum Ausdruck kommt. Sie ist zwar post-essenzialistisch, aber nicht in einem räumlichen bzw. topographischen Sinne.
Gegenstand und gleichzeitig tatsächliches Produkt dieser hybriden Tätigkeit ist eben der genannte Mangel: der Mangel des Politischen, der in einer künstlerischen Praxis produziert wird; der Mangel einer Kulturpolitik, den Kunst bloßlegt und Theorie konzeptualisiert; der Mangel der Reflexion, der sich im Politischen niederschlägt, usw.
Gewesene Kritik
Die Tätigkeit des eipcp richtet sich also nicht auf einen symbolischen Zugewinn, sondern auf die Artikulation eines Mangels aus. Deshalb kann man sie auch als Kritik verstehen. Das hat vor allem eine genealogische Bedeutung. Wir können die Wurzeln dieser Tätigkeit historisch zurückverfolgen. Sie stammt von dem, was man ganz allgemein modernistische und im engeren Sinne Gesellschaftskritik nannte. Das heißt natürlich nicht, dass das, was das eipcp tut, schlicht und einfach eine Kritik ist, sondern, dass die Erfahrung des Mangels, die man durch diese Tätigkeit macht, aus der Praxis der Kritik, die einst alle Bereiche der Moderne gekennzeichnet hat, hervorgegangen ist. Man kann also weder sagen, dass das eipcp eine Kritik macht, noch dass es keine macht. Genauer gesagt macht das eipcp – und das ist das Wesentliche für die Bestimmung seiner Tätigkeit – eine „nicht mehr Kritik“, oder noch besser, eine „gewesene Kritik“.
Darüber kann man sich auch lustig machen und etwa sagen, dass das eipcp zwar nicht weiß, was es tut, aber problemlos zeigen kann, wo auf dem Friedhof der Moderne die Vorfahren seiner Tätigkeit liegen. Ohne Zweifel ist das Grabmal der Kritik mit Abstand das wichtigste Grabmal dort. Es gedenkt nicht nur der glorreichen Taten der so genannten Waffen der Kritik, sondern auch der (Un)Taten der Kritik der Waffen – gemeint ist natürlich die bekannte Forderung Karl Marx, dass die Waffen der Kritik durch eine Kritik der Waffen ersetzt werden müssen. Es geht also um eine Kritik sowohl in der Tradition Immanuel Kants als auch jener eines Robespierre, bzw. jener, deren Radikalität sich letztendlich als Revolution artikuliert hatte.
Warum ist dieser genealogische Hinweis eigentlich wichtig? Weil er unter anderem die Bedeutung zumindest eines Elements im Namen des eipcp erklärt. Es ist das Wort „progressiv“, in dem man eindeutig das Echo der gewesenen Kritik hört. Progress – die Fortschrittsentwicklung in ihrem ursprünglich modernistischen Sinne – ist nie bloß die Folge irgendeiner symbolischen Akkumulation, sondern vor allem die Leistung der Kritik. Es ist Kritik gewesen, die etwa im Bestehenden das Schlechte und Alte erkannte, um es durch das Bessere und Neue zu ersetzten. Wenn wir also heute sagen, dass wir progressiv sind, dann meinen wir nichts anderes als, dass wir der Spur dieser modernistischen Kritik nachgehen. Doch wir sind nicht dasjenige, dem wir nachspüren. Das Bessere und Neue können wir nicht mehr auf die alte Art und Weise – die der Kritik – hervorbringen.
Es ist aber trotzdem möglich, die Tätigkeit des eipcp in der alten Sprache der Kritik zu beschreiben: Das eipcp produziert eine politische Kritik der Kunst, eine theoretische Kritik der Politik, eine Kulturkritik vom Standpunkt der neuen künstlerischen Praxen usw. Doch in ihrer Gesamtheit ist diese Tätigkeit keine Kritik. Das könnte sie nur in der Form einer Gesellschaftskritik sein, doch dafür ist es historisch zu spät.
Die historisch endgültige Zuspitzung der Gesellschaftskritik – im Sinne sowohl einer totalen Gesellschaftskritik als auch einer Kritik der Gesellschaft in ihrer Totalität – war die Idee und die Praxis einer kommunistischen Weltveränderung – die Kritik aus der Perspektive einer klassenlosen Gesellschaft. Das lässt sich heute nicht mehr wiederholen. Kritik tritt heute nicht mehr im Namen einer klassenlosen Gesellschaft, sondern im Namen einer gesellschaftslosen Klasse auf. Deshalb kann kritische Tätigkeit – auch die des eipcp – nicht mehr die Form von Gesellschaftskritik annehmen. Zwar hat sie noch immer die Motivation einer Gesellschaftskritik, es fehlt ihr jedoch der Gegenstand, nämlich eine kompakte, klar verortbare, politisch erfassbare, moralisch überschaubare Gesellschaft; es fehlt ihr auch das traditionelle Medium der Gesellschaftskritik, nämlich eine normativ ausgebaute, unabhängige, „kritische“ und letztendlich einer bestimmten Gesellschaft verpflichtete Öffentlichkeit.
Gewesene Gesellschaft
„There is no such thing as society,“ proklamierte einst Margaret Thatcher, „... nur individuelle Männer und Frauen und ihre Familien.“ Noch heute vergessen viele, dass das Subjekt dieser Aussage nicht etwa die Sozialwissenschaftlerin Thatcher ist, sondern der britische Premier, die Politikerin Margaret Thatcher, deren Worte vor allem eine performative Bedeutung hatten. Als sie das sagte, gab es die Gesellschaft vielleicht noch, doch gibt es sie heute noch, dreißig Jahre danach?
Unsere historische Realität erscheint uns heute in der Gestalt, welche ihr die siegreiche neoliberale Revolution gegeben hat. Diese hat ihre Ziele weitgehend erreicht, und zwar mehr, als wir es zugeben wollen. Es sind nicht nur die Grundformen der sozialen Solidarität aufgelöst worden, sondern die Idee der Gesellschaft selbst. Deshalb ist die defensive Strategie des sozialen Widerstands zum Scheitern verurteilt. Wer sollte die Gesellschaft verteidigen? Die Subjekte ihres eigenen Zerfalls?
Als Thatcher sagte, dass es die Gesellschaft nicht gibt, meinte sie – gerade als Politikerin –, dass Gesellschaft als solche nicht ideologiefähig ist. Gesellschaft in ihrer Abstraktheit ruft niemanden als Subjekt an, um es mit Althussers Ideologieformel zu sagen. Ganz anders Individuen und Familien. Während uns die ersteren als Subjekte der Freiheit anrufen, werden wir als Familien als Subjekte konservativer Werte und einer Politik der Restauration angerufen. Das Gleiche gilt für Nation, bzw. für ethnische, kulturelle, religiöse, gender, usw. Identitäten. Sie alle sind Stätten ideologischer Anrufung und politischer Mobilisierung, nicht aber Gesellschaft als solche. Doch sie können es werden, und zwar gerade in der Form ihres ideologischen und politischen Versagens. Heute ist es unsere Gesellschaftslosigkeit, die uns als Subjekte der Kritik und der radikalen Veränderung anruft. Gesellschaft ging mit der neoliberalen Zerstörung der sozialen Solidarität unter. Doch diese soziale Solidarität, der wir heute nachweinen und deren Verlust als Verlust der Gesellschaft wir selbst verspüren, war in der Tat eine Artikulationsform des Klassenbewusstseins, bzw. ein Effekt des Klassenkampfes. Das ist die Solidarität, die uns heute versagt wird, oder die wir uns selbst versagen. Andere Formen der sozialen Solidarität, etwa in der Familie, in der Nation, innerhalb der identitären Gemeinschaften usw. florieren unter den Bedingungen der neoliberalen Hegemonie. Doch sie wirken antisozial und zersetzen jene historische Form des menschlichen Zusammenlebens, die wir Gesellschaft nannten. Mit anderen Worten brach die Gesellschaft genau dann zusammen, als wir sie nicht mehr im Sinne eines Klassenverhältnisses fundieren konnten. Eine Gesellschaft, die nicht aus Klassenverhältnissen besteht, besteht gar nicht. Dieser Verlust ist definitiv, weshalb auch all die Widerstandsstrategien, die ihm entgegenwirken wollen, falsch sind. Die Geschichte, schrieb einst Karl Marx, macht ihre Fortschritte meistens entlang ihrer schlechten Seite. Deshalb hat es auch keinen Sinn, den Verlust der Gesellschaft verhindern oder ungeschehen machen zu wollen, vielmehr geht es darum, aus diesem Verlust ein neues Klassenverhältnis zu machen. Die gesellschaftslose Klasse, bzw. die Klasse der Gesellschaftslosen, lebt weder ohne noch außerhalb der Gesellschaft, sondern inmitten der gewesenen Gesellschaft. Dadurch artikuliert sie ihre Solidarität, nämlich durch den Antagonismus zu all den Soziophagen der neoliberalen Hegemonie.
Instanz
Es ist auch die genannte Gesellschaftslosigkeit, und nicht bloß die Pluralität der Kritikformen (der sich gegenseitig ergänzenden Regionalkritiken), die den hybriden Charakter der eipcp-Tätigkeit bestimmt. Diese ist hybrid, weil sie nicht mehr gesellschaftlich verwurzelt ist und in keiner konkreten Gesellschaft mehr (auch nicht in einer visionären, klassenlosen) ihren Ursprung hat.
Das ist ein weiterer Grund für die Unmöglichkeit, diese Tätigkeit in räumlichen Metaphern zu fassen. Sie stammt weder von einer originären, noch einer hybriden Sphäre ab, weder von einer gesellschaftlichen noch einer kulturellen, usw. Sie lässt sich nicht mehr von anderen Tätigkeitsformen klar abgrenzen. Kein Wunder also, dass es so schwierig ist, sie zu definieren und in eine Form – und das ist immer ein Bereich, eine Sphäre, ein Territorium – einzurahmen.
Es gibt in der Wissenschaftsgeschichte einen bekannten Fall, in dem der Erkenntnisfortschritt durch eine Transzendenz der räumlichen Darstellungsweise, also im Überschreiten der spazialen Logik erfolgt. Bekanntlich hat Freud das Funktionieren des psychischen Apparats nach zwei Darstellungsmodellen erklärt und zwar nach der „ersten“ und der „zweiten“ Topik.
Nach der ersten, im siebten Kapitel der Traumdeutung formulierten Topik, ist das psychische Leben in drei Bereiche aufgeteilt, die Freud auch Systeme nennt: Das Bewusste, das Unbewusste und das System des Vorbewussten. Fast ein Viertel Jahrhundert später, genauer gesagt im Text Das Ich und das Es aus dem Jahre 1923, entwickelt er die zweite Topik, die auch als „Drei-Instanzen Modell“ bekannt ist: Das Ich, das Über-Ich und das Es. Diese Neuerfindung wurde notwendig, weil es Freud klar wurde, dass sich das psychische Leben nicht nach einer räumlichen Logik abspielt. Kurz: Man kann etwa das Über-Ich nicht räumlich unterbringen, zum Beispiel über das Ich positionieren, da es auch unbewusst ist und sich auch unter dem Ich, also im Es, befindet. Deshalb nannte er diese Elemente die Instanzen der Seele und nicht etwa deren Sphären, Systeme, Regien, usw.
Statt als topographisch, wie im Falle der ersten Topik, beschreibt Freud dieses Instanzenmodell als dynamisch. Instanzen sind Kräfte, sie können sich subjektivieren, antagonisieren, sie leisten Widerstand und greifen an, sie sind miteinander vermischt, die Grenzen zwischen ihnen verwischen, sie lassen sich anthropomorphisieren, man kann ihnen sogar gewisse Charakterzüge zuschreiben, usw. So sagt man etwa, dass sich das Über-Ich dem Ich gegenüber sadistisch benimmt und, dass das sogar seine Funktion ist. Das kann man nicht für einen Raum sagen.
So kann man vorschlagen, dass etwa der Begriff „europäisch“ im Namen des eipcp im Sinne einer Instanz und nicht im Sinne eines Raumes verstanden wird. Demnach hieße „europäisch“ nichts anderes als in einem dynamischen Verhältnis zu Europa zu stehen und nicht etwa innerhalb Europa zu sein. Man ist europäisch, nicht weil man eine europäische Identität hätte oder in Europa als einem geographischen, kulturellen oder politischen Raum lebt, sondern weil man Europa als Instanz nicht umgehen kann, bzw. sich mit ihr auseinandersetzen muss.
In Traumdeutung wird der Ausdruck „Instanz“ im Vergleich mit den Tribunalen oder den Autoritäten eingeführt, die über das, was sich zu tun und zu lassen schickt, urteilen. Auch das bedeutet Europa als Instanz. Nehmen wir ein Beispiel: Das künstlerische Projekt The List, in dem es um die Liste der Namen von Menschen geht, die beim Versuch, illegal nach Europa einzuwandern, ums Leben gekommen sind (etwa 6000 Namen). Das Projekt konnte in Europa keine finanzielle Unterstützung finden und wurde letztendlich von einer amerikanischen Stiftung finanziert. Hier tritt Europa auch in der Rolle einer Zensurinstanz auf, wie bei Freud übrigens, der den Begriff der Instanz auch im Bezug auf die Zensurfunktion verwendete.
Doch nicht nur Europa soll als eine Instanz verstanden werden. Man kann auch über die Tätigkeit des eipcp als die Tätigkeit einer Instanz reden. Instanz wäre dann die Form der Subjektivierung, die durch diese Tätigkeit hervorgeht und die sich durch das dynamische Verhältnis zu anderen Instanzen, wie etwa zu Europa, artikuliert.
Außerdem hat der Begriff der Instanz eine seltsame Bedeutung in der Welt der Computerspiele. In einem Spiel sind Instanzen separate Gebiete, die die eigene Gruppe alleine erforschen kann. Sie wurden eingeführt, um mehreren Gruppen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, das Spiel erfolgreich abzuschließen – etwa der Held zu werden, das Monster zu schlachten, die Prinzessin zu retten oder das magische Schwert zu gewinnen. Die jeweilige Gruppe ist alleine in diesem Gebiet unterwegs. Das heißt eigentlich, dass mehrere Gruppen nie dasselbe Gebiet – denselben Raum, dasselbe Territorium, dieselbe Region, etc. – betreten. Stattdessen sind sie dieses Territorium selbst. Mit anderen Worten: Als Instanz etwa befindet sich das eipcp nie mit anderen Instanzen in Europa, sondern dieses Europa ist sein eigenes Gebiet, sein eigenes Europa, seine eigene Instanz. Das Territorium ist nicht etwas, was draußen unabhängig von uns besteht und was man betreten kann, sondern das Produkt des eigenen Bewegens.