In recent years, "cultural translation" has become one of the key concepts within cultural theory. It is supposed not only to overcome exclusivist or essentialist conceptions of culture as well as the theoretical shortcomings of multiculturalism, but also to provide perspectives for a new and productive dealing with cultural differences, for a new way of thinking universality, and even for a new "European language" based upon the practices of translation. However, this discourse relies upon some basic assumptions of cultural theories, privileging "culture" as the cardinal sphere of human action and thus consigning social and political change to cultural practices. It does not take into account what we call culturalization, i.e. the - depoliticizing - re-articulation of societal and political issues in terms of culture. Thus, the concept of cultural translation gets stuck in its own premises - it reduces itself to the cultural sphere, leaving the existing political frameworks and mechanisms (based on identitarian principles and related to the nation-state, e.g.) untouched. The research project "Translation: The Mother Tongue of a Future Society?" takes the new translational paradigm seriously, yet interweaves the analysis of the social and political potentials of translation with a critical investigation into the process of culturalization. It examines its theoretical and political implications, yet relates the crucial concepts that it entails (like hybridisation) also to issues such as the re-articulation of labor or the re-arrangement of political life in present societies. It thus asks for the potentials of an effective application of the translational paradigm, and this not only on a theoretical level, but also on the level of an exchange process with different groups of practitioners of cultural translation.
------ Übersetzung: Muttersprache einer zukünftigen Gesellschaft?Forschungsprojekt "Kulturelle Übersetzung" ist in den letzten Jahren zu einem der
Schlüsselbegriffe innerhalb der Kulturtheorie geworden. Sie soll nicht nur
exklusivistische und essentialistische Vorstellungen von Kultur sowie die theoretischen
Schwächen des Multikulturalismus zu überwinden geeignet sein, sondern
auch Perspektiven für einen neuen und produktiven Umgang mit kultureller
Differenzen, für eine neue Art, Universalität zu denken, und sogar für
eine neue "europäische Sprache" entwerfen, die sich auf Praktiken
der Übersetzung gründet. Dieser Diskurs stützt sich allerdings
auf einige Grundannahmen der Kulturtheorie, die "Kultur" als grundlegende
Sphäre menschlichen Handelns privilegieren und mithin gesellschaftliche und
politische Veränderung kulturellen Praktiken anvertrauen. Er lässt außer
Acht, was wir als "Kulturalisierung" bezeichnen, d.h. die - depolitisierende
- Reartikulation sozialer und politischer Fragestellungen in Begriff der Kultur.
Auf diese Weise verfängt sich der Begriff der kulturellen Übersetzung
in seinen eigenen Prämissen - er beschränkt sich auf die kulturelle
Sphäre und rührt nicht an die bestehenden politischen Rahmenbedingungen
und Mechanismen (die sich auf identitäre Prinzipien gründen und z.B.
mit dem Nationalstaat verbunden sind). Das Projekt "Übersetzung: Muttersprache einer zukünftigen Gesellschaft?" nimmt das neue translationale Paradigma ernst, verflicht die Analyse der sozialen und politischen Potenziale von Übersetzung jedoch mit einer kritischen Erforschung des Kulturalisierungsprozesses. Es untersucht seine theoretischen und politischen Implikationen, bezieht jedoch die zentralen Konzepte, die es zur Folge hat (wie Hybridisierung), auch auf Themen wie die Reartikulation von Arbeit oder die Neugestaltung des politischen Lebens in gegenwärtigen Gesellschaften. Es fragt somit nach den Potenzialen einer effektiven Anwendung des translationalen Paradigmas, und zwar nicht nur auf theoretischer Ebene, sondern auch auf der Ebene eines Austauschprozesses mit verschiedenen Gruppen, die kulturelle Übersetzung praktizieren. Projektleitung: Therese Kaufmann
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